Die deutsche Eisenbahnsicherungstechnik hat eine im internationalen Maßstab bemerkenswerte Vielfalt an Stellwerks- und Blockbauformen hervorgebracht. Dies ist untrennbar mit der besonderen historischen Entwicklung der deutschen Eisenbahnen im Zentrum Europas verbunden. Bereits im späten 19. Jahrhundert wurde durch bahnbrechende Erfindungen die weitere Entwicklung nachhaltig geprägt. Zu nennen sind hier vor allem die Erfindung des Wechselstromblockfelds durch Carl Frischen, wodurch die Sicherung der Zugfolge durch Herstellung einer Blockabhängigkeit mit Signalverschluss ermöglicht wurde, und die Erfindung der Fahrstraßenschubstange durch Emil Rüppel und ihre Verbesserung durch Heinrich Büssing, womit ein gegenüber den britischen Kaskadenverschlüssen deutlich effizienteres Verschlusssystem geschaffen wurde, das alle nachfolgenden deutschen Stellwerksgenerationen prägte. Im 20. Jahrhundert führte die deutsche Teilung dann zu zwei getrennten Systemwelten in der Eisenbahnsicherungstechnik, die sich trotz der gemeinsamen Wurzeln teilweise deutlich voneinander entfernten. Diese getrennten Welten nach vier Jahrzehnten wieder zu einem System zusammenzuführen, war eine technikgeschichtlich einmalige Herausforderung. Bis heute ist die Geschichte der deutschen Eisenbahnsicherungstechnik einschließlich der Auswirkungen der deutschen Teilung und ihrer späteren Überwindung noch nie in einer geschlossenen Abhandlung dargestellt worden. Wolfgang Staab gebührt der Verdienst, diese Lücke im technikhistorischen Schrifttum geschlossen zu haben. Detailreich und mit großer Sachkenntnis wird dieses Thema in zwei Bänden behandelt, die sich durch die historische Zäsur des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Teilung voneinander abgrenzen. Der erste Band spannt den Bogen von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die späten 1930er Jahre.
Der zweite Band widmet sich der Nachkriegszeit und damit der Entwicklung eigenständiger Bauformen bei Bundes- und Reichsbahn bis zum Ende des Zeitalters der deutschen Staatsbahnen im Jahre 1993. Dabei werden neben den reinen Sicherungsanlagen auch Aspekte der Leit-und Automatisierungstechnik sowie strukturelle Fragen des Sicherungswesens bei Bundes- und Reichsbahn und der Signalbauindustrie in Ost und West beleuchtet. Neben technikgeschichtlich interessierten Lesern kann dieses Werk auch heutigen Sicherungstechnikern wärmstens empfohlen werden, da die aktuelle Situation der deutschen Eisen-bahnsicherungstechnik mit ihrer großen Bauformvielfalt nur aus der historischen Entwicklung zu erklären ist und viele der beschriebenen Bauformen auch heute noch anzutreffen sind.
Prof. Dr.-Ing. Jörn Pachl
Technische Unversität Braunschweig
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